Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, mit Léa Wertheimer, Head of Corporate Communications bei Swiss International Air Lines, über das Thema Bewerbungsvideos zu sprechen. Frau Wertheimer hat in ihrer Funktion bereits unzählige Bewerbungsdossiers bearbeitet. In einem kurzen Interview teilt sie spannende Einblicke, welche ich euch nicht vorenthalten möchte. Viel Spass beim Lesen!
1. Léa Wertheimer, wie stehen Sie persönlich zu Bewerbungsvideos?
Bewerbungsvideos können sehr wertvoll sein – wenn sie mehr zeigen als das, was schon im Lebenslauf oder Motivationsschreiben steht. Für mich zählt, dass man den Menschen als Ganzes erfasst: Nicht nur das Äussere, sondern auch Stimme, Haltung, Ausstrahlung. Das macht die Einschätzung kompletter. Natürlich kann eine Bewerbung auch ohne Video funktionieren, aber mit dem richtigen Ansatz kann ein Video ein spannender Zusatz sein.
2. Denken Sie, dass sich diese Form der Bewerbung in Zukunft etablieren wird?
Ob sich das wirklich bewährt, wird sich zeigen – für mich wäre es aber wertvoll, gerade weil es KI umschifft. In einer Zeit, in der Bewerbungsschreiben oft austauschbar und geschliffen wirken, sucht man nach dem Echten. Und ein authentisches Video mit echter Präsenz ist mit KI immer noch schwer zu fälschen.
3. Worauf legen Sie bei einem Bewerbungsvideo besonders Wert?
Das Video ist für mich ein Mosaiksteinchen im gesamten Bild, das man zusammen mit den anderen Bewerbungsunterlagen erhält. Es sollte nicht einfach den Lebenslauf oder das Motivationsschreiben in elektronischer Form wiederholen, sondern etwas Zusätzliches preisgeben: Die Stimme, die Haltung, die Ausstrahlung, vielleicht einen Einblick ins Umfeld. Gutes Licht, klarer Ton und eine ruhige Kameraführung sind Basics. Die Kleidung sollte zur angestrebten Position passen, ebenso Raum und Ort. Der Hintergrund darf kreativ sein, sollte aber nicht vom Gesagten ablenken. Ich rate davon ab, Texte zu scripten oder auswendig zu lernen – geübte Augen erkennen das sofort, und es wirkt schnell künstlich. Authentizität ist mir wichtiger als Hochglanz und Filter: Lieber echt, auch mit Ecken und Kanten.
4. Welche typischen Fehler sehen Sie?
Schlechtes Licht, schlechte Tonqualität, zu lange Dauer. Auch zu perfekte Hochglanzproduktionen sind problematisch – sie wirken oft inszeniert und verlieren Authentizität, ähnlich wie retuschierte Bewerbungsfotos.
5. Was wäre für Sie ein gelungenes Beispiel?
Sehr interessant finde ich auch den umgekehrten Ansatz: dass sich ein Arbeitgeber oder künftiger Vorgesetzter in einem kurzen Video vorstellt. Ich habe einmal ein Stelleninserat gesehen, bei dem sich der zukünftige Chef in einem kurzen Video vorgestellt hat. Das war klasse – weil auch Bewerberinnen und Bewerber sofort ein Gefühl dafür bekommen, was für ein Mensch sie erwartet. Genauso sollten Bewerbungsvideos funktionieren: Sie sollen etwas Neues zeigen, das auf Papier nicht sichtbar ist.
Ein herzliches Dankeschön an Léa Wertheimer für die interessanten Einblicke!

Léa Wertheimer, Swiss International Airlines